Beobachtungstipp Dezember / Januar
Saatkrähen in Kelkheim-Münster
Die Saatkrähe ist ein seltener Brutvogel in Hessen mit etwa 500 Brutpaaren. Im Gegensatz zu ihren Verwandten brütet sie in Kolonien. Einige kleinere Kolonien findet man in Frankfurt-Höchst auf dem Gelände der ehemaligen Höchst AG. Im Winter kommen nordosteuropäische Saatkrähen nach Hessen, um hier die kalte Jahreszeit zu verbringen oder auf dem Weg nach Frankreich zu rasten. Auf den großen Ackerflächen zwischen Kelkheim und Liederbach finden sich jetzt morgens oft große Saatkrähenschwärme ein. Die Vögel stammen aus Polen oder den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Sie sind oft vergesellschaftet mit Dohlen, die sich im Schutz der Krähenschwärme verbergen. In der Dämmerung brechen die Schwärme wieder zu ihren Schlafplätzen entlang des Main auf.
Beobachtungstipp Januar/Februar
Seidenschwänze – „Pestvögel“ in Hessen
Fast 40 Jahre lang kamen Seidenschwänze nur vereinzelt nach Hessen. Nun zwingt der Hunger sie zu einer langen Wanderung. Weil die auffallend hübschen und sehr zutraulichen Singvögel in ihren Brutgebieten in der Taiga Skandinaviens und Russlands kaum Beerennahrung finden, erscheinen sie auch in unserem Raum. Werden die Seidenschwänze heute vor allem von Vogelkundlern schon fast sehensüchtig erwartet, war dies früher ganz anders. Das unerklärliche, sporadische Erscheinen der unbekannten Vögel galt schnell als Unglücksbotschaft und sollte u. a. bevorstehende Pestepedemien oder Kriege ankündigen. Die älteste überlieferte Invasion fand 1413 statt. Am einfachsten sind die Tiere in den Obstwiesen rund um Kelkheim, manchmal in Begleitung von größeren Wacholderdrossel-Schwärmen zu beobachten. Aber an Beerensträuchern entlang der Kleinbahnschienen oder an der B 8 / B 519 tauchen Trupps von Seidenschwänzen auf.
Beobachtungstipp Februar/März
Spechte am Rettershof
In den Wäldern rund um den Rettershof finden sich ausgedehnte Bestände mit alten Eichen und Buchen. Hier brüten alle sechs heimischen Spechtarten. Jetzt beginnen sie mit ihrer Balz und sind zwischen den unbelaubten Bäumen gut zu beobachten. Überall hört man jetzt in den Morgenstunden das kurze Trommeln des Buntspechts. In älteren Eichenwäldern kann man das klagende Quäken des Mittelspechts hören. Um den Kleinspecht in den Kronen der Erlen entlang von Bachläufen zu entdecken, braucht man besonderes Glück. Schon kurz hinter dem Rettershof ist das markante Lachen des Grünspechts zu vernehmen. Ganz ähnlich klingt der Grauspecht, dessen laute Rufreihe aber am Ende abfällt. Und über allem erfüllt das langanhaltende Trommeln des Schwarzspechts die Luft.
Beobachtungstipp April / Mai
Gartenrotschwänze im Schmiehbachtal
Die Landschaft rund um Kelkheim ist in diesen Wochen geprägt von der farbenprächtigen Blüte der Obstbäume. Charaktervogel dieses Lebensraumes ist der Gartenrotschwanz, der Mitte April aus seinen südafrikanischen Winterquartieren zu uns zurückkehrt. Er unterscheidet sich vom aschgrauen Hausrotschwanz, der schon seit Anfang März im Siedlungsbereich zu beobachten ist, durch das farbenfrohe Gefieder der Männchen. Auch der Gesang ist ganz unterschiedlich. Man hört ihn ganz früh Morgen. Gartenrotschwänze sind inzwischen selten geworden. Eine große Population kann man im Schmiehbachtal zwischen Kelkheim und Bad Soden bewundern. Die Männchen sitzen auf den höchsten Baumspitzen singen. Oder sie sind mit den Weibchen an der Bruthöhle in einem Obstbaum oder an einem Nistkasten zu beobachten.
Lungenkraut im Schmiehbachtal
Neben einigen anderen Frühlingsblühern wie Scharbockskraut und Buschwindröschen, findet sich in einigen Wiesen im Schmiebachtal auch das Lungenkraut. Diese in Hessen potentiell gefährdete Pflanze ist normalerweise an das Leben im Wald angepasst, dort aber im Raum Kelkheim selten anzutreffen. Umso schöner, dass diese Pflanze ihre Nische in den Streuobstwiesen des Schmiehbachtales gefunden hat. Die Blüten, die vorwiegend von Hummeln und Faltern besucht werden, sind anfangs rot gefärbt und färben sich nach erfolgter Bestäubung blau. Das Lungenkraut galt in der Volksmedizin als Arzneipflanze für Lungenleiden, ist aber nicht mehr sehr gebräuchlich.